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13. Mai 2011 — By Hauke Hagen

re:publica 2011 – Beobachtungen von der Seitenlinie

Bereits vor einem Monat habe ich mir fest vorgenommen, diesen Blogpost zu schreiben. Für die Netzwelt bin ich wahrscheinlich schon gefühlte zwei Jahre zu spät dran. Macht nichts. Die Mengen an “früher-war-alles-besser”-Nörgler-Blogposts wurden glücklicherweise bereits in den ersten drei Tagen nach dem Event abgehakt. Anbei eine kleine Betrachtung der re:publica XI aus der Außenperspektive.   […]

re:publica 2011

Bereits vor einem Monat habe ich mir fest vorgenommen, diesen Blogpost zu schreiben. Für die Netzwelt bin ich wahrscheinlich schon gefühlte zwei Jahre zu spät dran. Macht nichts.

Die Mengen an “früher-war-alles-besser”-Nörgler-Blogposts wurden glücklicherweise bereits in den ersten drei Tagen nach dem Event abgehakt. Anbei eine kleine Betrachtung der re:publica XI aus der Außenperspektive.

 

// VORGESCHICHTE

Das ist sie also gewesen. Meine erste re:publica live vor Ort. Habe eine interessante Woche in Berlin verbracht. Und so einige Eindrücke gesammelt. Den Vorgänger aus dem Jahre 2010 hatte ich damals via Live-Stream und Twitter-Timeline verfolgt. Das kostenlose Streaming-Angebot und vor allem Vorträge wie Peter Kruses „Whats Next – Wie die Netzwerke Wirtschaft und Gesellschaft revolutionieren“, sorgten dafür, dass sich die re:publica fest in meinem Kopf verankert hat. Als Kongress, bei dem man nicht das zu hören bekommt, was bereits seit langem bekannt ist. Als Kongress, bei dem man inspiriert wird und dazulernt.
Dies, gekoppelt mit der Möglichkeit, vereinzelte Twitter-Timelinerocker endlich in Persona zu treffen, hat dazu geführt, dass ich im Winter 2010 spontan ein Ticket gelöst habe.

// FAVORISIERTE SESSIONS

Ich denke ich habe mein Ziel erfüllt, in Hinblick auf die Sessions einen perfekten Mix, einen Querschnitt durch alle Themenfelder zu genießen. Anbei ein persönliches kleines Best-Of der Sessions, die ich live erleben durfte.

Thomas Pfeiffer // Wenn Linke Linke verlinken
Interessant die These der Echokammern in denen sich Gleichartige gegenseitig nur noch mit den Informationen versorgen und Meinungen umgeben, denen sie bereits positiv gegenüber stehen. Entscheidend sind also die Netzweltbewohner, die als Schnittstelle zwischen den verschiedenen Kammern den Austausch ankurbeln.

Keiichi Matsuda // Augmented (Hyper-)Reality
Ein Zukunftsentwurf aus Design-Sicht … und coole 3D-Brillen-Action.

Jeremy Tai Abbett // Talent Imitates, Genius Steals
Interessanter, abgefahrener Vortrag aud der re:design-Reihe im QCC. Im Gedächtnis hängen geblieben ist unter vielem anderem der UV fly killer parasite robot.

Michael Praetorius und Benedikt Köhler // Virtueller Rundfunk

Alexander Endl, Stefan Helmer, Oliver Fritsch, Max-Jacob Ost, Thomas Schneider, Anatol Vetters, Katharina Wildermuth // Vom Supporter zum Reporter – Fußball-Welt im Medienwandel
Absoluter Favorit der re:publica XI für mich als medien-affiner Sportmanager. Diskussionsrunde über Fußball im Social Web, bei dem mich insbesondere die Einblicke durch FCN-Pressesprecherin Katharina Wildermuth und DFL-Mann Thomas Schneider sowie die Meinung von SPOX‘ Max-Jacob Ost begeistert haben. Danke dafür, dass der Zeitrahmen für die Diskussionsrunde gnadenlos überzogen wurde. Anschauen!

Gunter Dueck // Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem
Natürlich darf auch der “Vortrag auf Peter Kruse Niveau” auf meiner Liste nicht fehlen. Wer ihn nicht gesehen hat, sollte dies schnellstmöglich nachholen. Absolute Empfehlung.

Solana Larsen // Global Voices: The world is talking. Are you listening?

Jillian C. York // Policing Content in the Quasi-Public Sphere


// ERKENNTNISSE

Zum Abschluss zwei entscheidende Erkenntnisse, die ich aus Berlin mitnehme. Daraus ergeben sich zwei entsprechende Empfehlungen an die „Netzelite“.

Empfehlung 1: Lücke verringern.

Sehr deutlich vor Augen geführt wurden mir die verschiedenen Level des Geektums: In meinem Freundeskreis werde ich bereits für einen absoluten Netzweltfreak gehalten – während ein großer Teil des re:publica-Publikums noch um einiges tiefer in der Materie steckt. Die Wissensunterschiede zwischen “Netzelite” und “Normalbürger” werden stetig größer.

Anstatt jedem neuen Nischentrend hinterher zu rennen sollten wir alles dafür tun, diese Lücke wieder zu verringern. Indem wir dazu zurückgehen, die Basics zu lehren und Mehrwerte der immensen Möglichkeiten zu vermitteln. Um so bei der breiten Masse Akzeptanz für die rasanten, grandiosen Entwicklungen der Netzwelt zu schaffen.

Ohne Basis im Amateursport kann es keine erfolgreiche Bundesliga geben.

Empfehlung 2: Über den Tellerrand schauen.

Ich bin kein Kommunikator, kein Techie, kein etablierter Blogger, kein Netzpolitiker. Mein Fach: Sportmanagement, BWL, Marketing – derzeit tätig im Bereich Sportsponsoring. Man munkelt, dass genau diese Tatsache beim ein oder anderen langjährigen re:publica-Teilnehmer lediglich ein abwertendes Stirnrunzeln verursacht. Kurzer Sprung zurück – re:publica, Tag drei. Im Gespräch mit kam nach kurzer Vorstellung die Frage danach, was ich denn so beruflich täte. Reaktion auf meine Beschreibung war ein trockenes “Ah … dabei siehst du doch eigentlich ganz nett aus.” und das Gespräch neigte sich ganz plötzlich dem Ende zu. So kann sie also auch sein, die so offene “Netzelite”.

Wie ich bereits im vorangegangenen Blogpost geschrieben habe, gilt meist: Birds of a kind flock together. Nicht zu Unrecht gilt die re:publica als das Familientreffen der deutschen Internet-Szene. Ich habe sehr schön beobachten können, was Thomas Knüwer den “Trieb, das Bekannte zu suchen” nennt.

Ich bin kein Kommunikator, kein Techie, kein etablierter Blogger, kein Netzpolitiker. Aber ich besuche dennoch die re:publica und finde es mehr als interessant, Gedanken mit genau diesen Menschen auszutauschen. Neue Einflüsse sind gut, Grandioses entsteht durch Auseinandersetzung mit dem weniger bekannten.

P.S.: Früher war der Hofnarr der einzige, der den König öffentlich kritisieren durfte. Vor dem Hintergrund dieses Satzes seien einem jeden Leser Sascha Lobos Jüngste Erkenntnisse der Trollforschung sehr ans Herz gelegt.

 

// ERINNERUNGEN

  • Montagsrunde mit Daniel und David live erleben // Motel One Hotelzimmer mit bescheidenem W-LAN
  • Tiefgründiger Ostblock-Rückblick, Kickern und Bierchen // VErkehrs Beruhigte Ost Zone
  • Persönlicher, vorerst nicht zu toppender Foursquare-Rekord // Berlin, überall

// PROPS

  • D und D für’s Einschleusen.
  • J, J, D und M für’s Wiedersehen.
  • C und M für neue, interessante Kontakte.