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19. April 2015 — By Hauke Hagen

Connected Stadium / Second Screen

Ein paar meiner Gedanken zu den beiden Themen aus einem Mailwechsel im März 2014. Connected Stadium Auf dem Weg zum Connected Stadium sehe ich zwei Schritte. Schritt 1 ist es, das Stadion mit entsprechender Infrastruktur auszustatten und das W-LAN für alle Fans verfügbar zu machen. Die simple Bereitstellung eines W-LAN überlässt den Fans die Wahl, welche […]

Ein paar meiner Gedanken zu den beiden Themen aus einem Mailwechsel im März 2014.

Connected Stadium

Auf dem Weg zum Connected Stadium sehe ich zwei Schritte.

Schritt 1 ist es, das Stadion mit entsprechender Infrastruktur auszustatten und das W-LAN für alle Fans verfügbar zu machen. Die simple Bereitstellung eines W-LAN überlässt den Fans die Wahl, welche App sie nutzen. Ich vermute, dass die meisten Fans im Stadion die folgenden Dinge tun (würden, sofern Netz vorhanden ist):

  • Den Daseinsbeweis (Foto, ggf. Check-In) aus dem Stadion hochladen, z.B. via Facebook
  • Kurze Infos und/oder Fotos an Freunde schicken, z.B. via WhatsApp
  • Ggf. ganz kurz Statistiken checken (die nicht bereits im Stadion angezeigt werden!)

Alles, was darüber hinausgeht, bringt weitere Voraussetzungen mit sich. Beispiel: Vorausgesetzt es finden parallel andere Games statt, gibt es Fans, die Ergebnisse von anderen Spielen checken, mit Apps wie z.B. iLiga. Vorausgesetzt es finden parallel andere Games statt UND es gibt entsprechende Media-Angebote (was hier in D ja lediglich auf Fußball-BuLi Samstagspartien zutrifft), gibt es Fans, die sich im Stadion den Webradio-Kommentar zu anderen Games anhören.

Schritt 2 ist dann die Entwicklung einer speziellen App fürs Stadion. Bevor man dies angeht, sollte man sich fragen, ob und wann Menschen (und damit meine ich nicht Social Media Berater und sonstige Internet-/Marketingpeoplez ;]) über die bereits genannten Tätigkeiten hinaus zusätzliche Apps nutzen würden. Was macht eine „eigene“ App eines Stadions/Clubs/Sponsors besser als bereits bestehende Services, die man deutlich öfter und darüber hinaus in vielen unterschiedlichen Situationen (auch außerhalb des Stadions) benutzt? In welchen Phasen eines Sportevents bedienen Fans Apps? Hat der Fan vor dem Spiel Zeit, Services zu nutzen? Gibt es Spielunterbrechungen? Wer würde in der Schlussphase eines spannenden, ausgeglichenen Matches die Nutzung einer App dem Spielgeschehen vorziehen?

[…] David Nienhaus hat sich vor kurzem ein wenig mit dem Connected Stadium beschäftigt. Interessant fand ich die Interview-Aussagen von David Görges (BVB) zur Frage, was denn eine solche App leisten können muss: „Das Wichtigste ist und bleibt das Fußballerlebnis. Das wollen wir nicht verändern, sondern im Idealfall nur bestmöglich bereichern und ergänzen. Das liegt in unserer Verantwortung und spielt bei allen Überlegungen die übergeordnete Rolle.” Dem kann ich nur zustimmen.

Dort, wo es bereits W-LAN gibt, sind mir bisher lediglich die Standard-Apps einiger Veranstaltungsorte bekannt, meist von den Namingright-Inhabern der Location geprägt. Das sieht dann in etwa so aus wie in Brooklyn bei den Nets. Haut mich von den Funktionen her aber nicht wirklich vom Hocker. Innovativ ist hier vielleicht noch die Möglichkeit, eine Message über die App abzuschicken, die dann ggf. auf dem Scoreboard auftaucht. Aber den Nutzen der Gesamtapp kritisch hinterfragend ließe sich dies technisch sicher auch über Twitter abwickeln. Ich als digitalaffiner Sportfan würde mir die App sehr wahrscheinlich nicht installieren.

Was ich spannend finde sind Kleinigkeiten, die mir das Erlebnis um das eigentliche Game herum wirklich optimieren. Ich kann mir vorstellen, dass die Kombination aus zwei, drei, vier essentiellen Funktionen eine sehr gute Stadion-App ergeben. Kein Schnickschnack. Von den folgenden Bestandteilen habe ich bereits vor Jahren gelesen aber noch niemand hat alle Details berücksichtigt und eine nutzerfreundliche Lösung geschaffen:

  • Digitales Ticket für den Einlass, digitales ÖPNV-Ticket für die Anreise
  • Dreidimensionale Karten, die dich im Stadion nicht nur mit Längen- und Breitengraden sondern auch auf der richtigen Ebene orten. Und dir dann zeigen, wie du zu deinem Sitzplatz, zum WC, zum nächsten Snackstand kommst. So in etwa, wie das hier gezeigt wird. (Wiederum langweilig für den Dauerkarteninhaber, der das Stadion kennt.)
  • Das Bestellen und Bezahlen von Getränken und Snacks vom Platz aus. Ich habe keine Ahnung, ob das mittlerweile irgendwo problemlos – also mit problemloser Bedienbarkeit, einfachem Zahlvorgang und schnellem Service – möglich ist.

Second Screen

Beim Thema Second Screen bin ich sehr, sehr skeptisch. Ich denke, dass der Second Screen in den meisten “Best Cases“ einfach der First Screen ist, weil dem TV-Programm aus unterschiedlichen Gründen keine große Aufmerksamkeit mehr geschenkt wird.
Kennst du dieses crossmediale arte-Creative-Projekt „About: Kate“ aus dem vergangenen Jahr? Es war ziemlich nervtötend, parallel zum Verfolgen der Serie noch auf dem Smartphone irgendwelche Zusatzinfos zu klicken, zu lesen, zu schauen, Fragen zu beantworten. Das habe ich dann entweder nach der jeweiligen Episode oder einfach überhaupt nicht gemacht. Parallel zwei Dinge konzentriert zu verfolgen ist schwierig, man priorisiert automatisch einen Screen und vernachlässigt den anderen.

Bei Sportveranstaltungen gibt es den großen Vorteil, dass er live geschaut wird und somit potenziell viele Menschen zeitgleich eine Second Screen App mit kommunikativen Elementen nutzen. Und dann kommt es selbstverständlich auch auf die Sportart selbst an. Hat man Zeit dafür, einen zweiten Screen abzurufen und darüber hinaus noch Inhalte zu produzieren, während man das Spielgeschehen verfolgt?

Nutzung eines Second Screen Angebots macht nur dann Sinn,

  • wenn es viele Unterbrechungen/Pausen oder längere Phasen ohne unmittelbare sportliche Action gibt
  • wenn hoher Bedarf an zusätzlichen Informationen besteht, die über das im TV gezeigte hinausgeht (z.B. Replays oder Statistiken)

Kürzlich habe ich gelesen, dass man während des SuperBowls mittels App eines TV-Senders parallel vier weitere Kameraeinstellungen hätte anschauen können. Wahrscheinlich ein sehr sportartbezogenes Feature. Aber was macht da der Footballfan? Multitasking?

Ich persönlich nutze den Second Screen ausschließlich, wenn ich alleine zu Hause schaue und die Sportveranstaltung im TV stinklangweilig oder gerade unterbrochen ist. Dann wird mein Smartphone aber auch zum First Screen! Apps sind anstatt einer speziellen Second Screen Anwendung auch wieder die alten Bekannten: Twitter, Facebook, WhatsApp. Zweck ist meist passives Verfolgen von Kommentaren aus der Timeline. In seltenen Fällen auch Informationsbeschaffung per Statistik-App – vorausgesetzt es gäbe für europäischen Basketball eine gute ;]

Sobald ich zusammen mit Freunden Sport im TV schaue, bleibt das Smartphone für die meiste Zeit in der Tasche. Und wenn ich es nutze, dann ganz kurz Whatsapp oder iLiga für den Abruf von anderen Fußball-Bundesliga-Spielergebnissen.

Im Bereich Second Screen gibt es wenig, was mich richtig überzeugen könnte. Für Basketball-Games wäre das möglicherweise eine Tablet-App, auf der ich parallel zum Game die Standard-Stats (Team-Stats, Boxscore, Shot-Chart) automatisch aktualisiert anschauen könnte. Die gleiche App wäre im Fußball hingegen für mich total nutzlos.

Soviel fürs erste. Zusammengefasst: Es gibt viel Raum für Innovation ;]

Nachtrag: Da werden Erinnerungen an „die vier am eck“ wach.